Daniel Wetzel in WELT.de zu Krisen für und durch die Windkraft

Windkraft in der Krise – Plan B für den Klimaschutz

Meinung

Greenpeace lässt jetzt beten. Bei der Rückgabe des geklauten C von der CDU-Parteizentrale hat die Organisation einen Gottesdienst anberaumt, um die Christsozialen an die Bewahrung der Schöpfung zu erinnern. Die Anrufung höherer Mächte passt zu den apokalyptischen Ängsten der Klimaschützer und dem religiös anmutenden Sendungsbewusstsein ihrer Heiligen. Doch das erhoffte Ökostromwunder fällt deshalb nicht vom Himmel.
In Deutschland will jedenfalls niemand mehr Windkraftanlagen bauen. Und wenn die Greenpeace-Gebete unerhört bleiben, wird es deshalb richtig schwierig mit dem Klimaschutz.

Leseprobe
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Doch dass dieses Maßnahmenpaket das Blatt wenden kann, ist unwahrscheinlich. In den von Windrädern umstellten Dörfern sind sich die Bürgerinitiativen einig: Sie lassen sich ihren Widerstand nicht durch eine Gewinnbeteiligung abkaufen. Ihnen geht es um ihre Gesundheit und die ihrer Kinder.
Selbst ein gesetzlicher Mindestabstand von 1ooo Metern zwischen Siedlungen und Windrädern, wie er jetzt geplant ist, würde keine Rechtssicherheit schaffen.

Denn die medizinische Literatur zu den gesundheitlichen Auswirkungen von Infraschall wird umfangreicher. Warum sollten sich nur Siedlungen auf gesetzliche Schutzregelungen berufen dürfen, nicht aber das einzelne Gehöft? Eine willkürliche Ungleichbehandlung der von Schall und Infraschall Betroffenen dürfte sich nicht durchhalten lassen. Gilt der 1ooo-Meter-Abstand aber universell, kollabiert der Windkraftausbau vollends.

Die Gefahr ist real. Schließlich dürfte als sicher gelten, dass der staatliche Schallschutz, wie er einst in der „TA Lärm“ und verschiedenen DIN-Normen niedergelegt wurde, längst nicht mehr zur technischen Realität von über 2oo Meter hohen Windkraftanlagen passt. Die in Artikel 2 des Grundgesetzes niedergelegte Pflicht des Staates, die körperliche Unversehrtheit des Einzelnen zu schützen, wird dadurch womöglich verletzt.

Eine Verfassungsklage wird von Windkraftgegnern bereits vorbereitet. Wird sie eingereicht, dürfte sich die Unsicherheit aufseiten von Investoren und Genehmigungsbehörden noch vergrößern. Deutschland müsste sich spätestens dann der Möglichkeit stellen, dass der Durchbruch bei der Windkraft nicht stattfindet.
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Lesen lohnt sich!!

Passend: Der Wetzel-Artikel mit Familie Hollenhorst und ihrer Spedition in Münster:

Unser Leben mit dem Infraschall

von Daniel Wetzel

In der großen Politik wird gerade darüber gestritten, wie nahe Windkraftanlagen an Wohnhäuser heranrücken dürfen. Bisher gibt es dazu keine einheitliche Regelung. Doch die Zeit drängt. Denn es gibt viele Fälle, in denen Rotoren sehr nah stehen, gefährlich nah, nur wenige hundert Meter entfernt. Oder wie bei Familie Hollenhorst 450 Meter.

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