„Das Glaubensbekenntnis zur deutschen Energiewende“

Dr. Wolfgang Hübner

Offener Brief zur Energiewende im Allgemeinen mit Schwerpunkt Energiewirtschaft an einen FDP-Abgeordneten in B-W während der Koalitionsfindung im Besonderen
Mit Dank an Dr. Hübner für diese treffliche und zeitgemäße Zusammenstellung, die man je nach Schwerpunkt, z.B. zum Natur-, Arten- und Gesundheitsschutz und zu Bürgerrechten erweitern könnte.Zur Verbreitung wärmstens empfohlen!
JR

Briefwechsel

Von: Wolfgang Hübner am 30.03.2021 an Daniel Karrais

Vielen Dank Herr Karrais für Ihre Antwort,   in Ihren energiepolitischen Leitsätzen begrüße ich die Technologieoffenheit und die Absage zu planwirtschaftlichen Lösungen.   Das Speicherproblem von Wind und Sonne ist allerdings in der geforderten Menge nicht lösbar, dazu gibt es ausführliche Analysen namhafter Persönlichkeiten. Die kontinuierliche Absicherung unserer Energieversorgung nach Ausstieg aus Kern und Kohle müssen Gaskraftwerke leisten, insofern werden wir auch auf Nord Stream 2 mit (CO2 erzeugendem) Gas angewiesen sein. Diese Doppelstruktur belastet natürlich unsere globale Wettbewerbsfähigkeit wegen dem überteuerten Energiepreis.    Photovoltaik auf bereits versiegelten Flächen ist ein sinnvoller aber kleiner Beitrag, dagegen ist die großflächige Umwidmung landwirtschaftlicher Flächen ökologisch und moralisch verwerflich (Teller-Tank-Konflikt; Rodung von Flächen in der Dritten Welt, um die bei uns wegfallenden Produktionsflächen für Nahrungs-/Futtermittel zu ersetzen). Insofern sind die verantwortbaren Chancen für Photovoltaik sehr begrenzt.  

Kritische Worte zum deutschen Alleingang einer Kohlenstoff-freien Energiewende in den nächsten Jahrzehnten zur Lösung des Klimaproblems vermisse ich in Ihrer Antwort.
Nach Abschied von Kern und Kohle stützt sich der deutsche Alleingang vorrangig auf die Energieproduktion mit Wind und Sonne in unserem Land.
Die Machbarkeit sowie der Nutzen dieses Weges für unser Klima setzt jedoch viel Glauben voraus. 

Das Glaubensbekenntnis hierzu könnte wie folgt lauten:  

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“Ich glaube, dass

  • die besitzenden Länder von Öl, Gas, Kohle ihre Quellen versiegeln werden und andere Wege finden, um ihre Völker zu ernähren,
  • das Militär zu Luft, Wasser und Boden einschließlich Raketentechnik weltweit auf nicht fossile Antriebsstoffe umgestellt wird, 
  • das weltweite Transportwesen mit Schiffen, Flugzeugen und den 1,5 Milliarden Kraftfahrzeugen auf regenerative Energien und Batteriestrom umgestellt wird, wobei die Batterien selbst Ressourcen schonend mit regenerativer Energie produziert werden,
  • die Chemische Industrie künftig ohne Erdöl und Gas ihre vielfältigen Produkte herstellen kann und auch die Zement- und Stahlherstellung künftig ohne Einsatz fossiler Brennstoffe möglich sein wird,
  • der Strom für alle Wärmepumpen weltweit zu Heiz- und Kühlzwecken regenerativ gewonnen wird,
  • die weltweit 1.380 in Planung und Bau befindlichen Kohlekraftwerke nicht mehr ans Netz gehen, so wie auch Deutschland mit gutem Beispiel voran ging und Kraftwerke neuester Bauart still gelegt hat und die Anlagenbesitzer mit Steuergeld dafür entschädigt hat

….und

  • dass alle Länder der Welt von dieser Erleuchtung erfasst werden,
  • dass man mit einer Ersatzreligion auch ganz gut politische und unternehmerische Geschäfte machen kann,
  • dass viele energieintensive Unternehmen Ihre Produktionsstandorte in andere Länder verlagern werden, hochwertige Schlüsseltechnologien (in welchen Deutschland Weltspitze war) mit dem dahinter stehenden Humankapital ins Aus getrieben werden und somit unser Land schleichend de-industrialisiert wird

….und dass einige deutsche Politiker als die Hohen Priester dieser Ersatzreligion in die Geschichte eingehen werden…”

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Die Geschichte ist leider voll mit Beispielen, wo Ersatzreligionen/Ideologien ein Land in die Selbstzerstörung geführt haben.   Ich hoffe, dass ich Sie mit dieser bewusst pointierten Darstellung zum Nachdenken angeregt habe. In Ihrer Funktion als Mitglied im Ausschuss für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft wäre es wünschenswert, dass Sie Ihre Kollegen mit diesen unbequemen Gedanken konfrontieren und deren Antworten zu einer realitätsorientierten Politik einfordern.   Die Antworten dazu müssen sich auch Politiker anderer Parteien sowie mündige Wähler überlegen. Deshalb werde ich diesen Briefwechsel als offenen Brief in einen größeren Kreis verteilen, denn es geht um die Zukunft von uns allen und die ist nicht nur durch die Klimafrage in Gefahr.  
Mit freundlichen Grüßen Dr. Wolfgang Hübner

Zu meiner Person:
Als Diplom-Physiker war ich viele Jahre in umwelttechnischen Projekten national und international tätig.

Zum vorausgegangenen Briefwechsel

Wolfgang Hübner an  Daniel Karrais und Gabriele Reichgutjahr – beide FDP BW am 17. März 2021

Betreff: Leserbrief an Herrn Haser /CDU zu Wind- und Solarenergie in der Koalitionsverhandlung 

“Der Mandatsträger Herr Haser /CDU aus unserem Wahlkreis hat sicherlich Einfluss bei den laufenden Koalitionsverhandlungen. Deshalb habe ich Herrn Haser in einem in Oberschwaben inzwischen weit verbreiteten offenen Leserbrief angeschrieben.

Ich würde mir wünschen, dass auch die FDP mit ihrer Wirtschaftskompetenz sich in der Energiefrage aus der Grünen Umklammerung mit deutlichen Positionen absetzt.”

Daniel Karrais an Wolfgang Hübner am 29.03.2021

“Wir Freie Demokraten treten für eine technologieoffene Energiewende ein, in die jede Region ihre Stärken einbringt. Wir müssen weg von der einseitigen Fokussierung auf die Windkraft. Zudem müssen wir viel mehr in den Aufbau von Energiespeichern investieren, um erneuerbaren Energien zu speichern und die Netzstabilität zu verbessern. In der Photovoltaik liegen große Chancen, die bisher kaum ausgeschöpft wurden. Für eine erfolgreiche Energiewende im Gebäudesektor müssen wir vor allem auch die Bereitstellung von Wärme als einer der Hauptenergiebedarfe in den Blick nehmen. Hier können Blockheizkraftwerke, Brennstoffzellenheizungen, Solarthermie oder Wärmepumpen einen sinnvollen Beitrag leisten. Dabei sollte der Staat es aber jedem Bauherrn selbst überlassen, auf welchem Wege er Energie spart. Wirksame Fortschritte beim Klimaschutz erreichen wir nur, wenn wir marktwirtschaftliche Instrumente nutzen und echte Anreize schaffen.”

Daniel Karrais MdL (FDP Baden-Württemberg)

Hintergrundwissen zum FDP-Abgeordneten Daniel Karrais:
https://www.daniel-karrais-mdl.de

Windwahn-Tipp

Empfehlenswert in Ergänzung zum Hübnerschen “Glaubensbekenntnis-Text” der Artikel von Robert Benkens zum Postwachstumsdenken in Zeiten der Lust an der Panik der Generation Greta:
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article229127009/Bildungsauftrag-Ein-Klima-in-dem-der-Aufstieg-des-Westens-als-ein-Verhaengnis-empfunden-wird.html
oder auf windwahn.com
https://www.windwahn.com/2021/04/04/lesegenuss-mit-ostergruss/

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