Nuhr im Ersten mit Lisa Eckart (28.03.2019)
Ich möchte einmal klar Stellung beziehen:
Ich bin gegen Abschiebung. Weil jeder abgeschobene
Flüchtling bedeutet bei einem Flug Berlin – Aleppo 1 Tonne CO2.
Da muss man ausnahmsweise sagen, Umweltschutz vor Fremdenhass.
Klar, ist die Abschiebung per Flug von einer unbezahlbaren Komik.
Da ist er wochenlang auf Reisen und in drei Stunden wieder
zurück. Trotzdem: Wenn Abschiebung, dann umweltfreundlich zu Fuß. Aber ohne
Proviant.
Weil die werfen die Plastikflaschen sicher irgendwo auf den
Boden. Und finden dann anhand des Mülls wie Hänsel und Gretel sofort wieder
her.
Befremdlich, oder?
Gestern ging noch, ging es allen darum, Menschen vor dem
Meer zu schützen.
Heute, das Meer vor dem Menschen zu schützen.
Gut, für manche bleibt’s dasselbe. Ob Plastik oder Asylant, ich
will keinen Müll am Strand.
Es ist so schwer, die Welt zu retten.
Retten wir doch lieber die Umwelt. Kümmern wir uns um Flora
und Fauna und scheißen mal auf Hinz und Kunz.
Hellsichtiger Kultur-Pessimismus schlägt grade in blinde
Naturliebe um.
Gestern noch, war das Klima im Lande keine Frage der
Temperatur, sondern eine des Temperaments.
Der Klimawandel war das Aufziehen islamophober dunkler
Wolken, an unserer sonst eher lauen antisemitischen Schönwetter-Front.
Da ging es noch um erhitzte Gemüter, nicht nur um die
Erwärmung des Globus.
Gestern noch gingen die Gelbwesten um, heute marschieren die
Grünschnäbel auf.
Und die wollen, so ihre Plakate, nicht eines Tages fragen müssen: “Oma, was ist ein Schneemann?”
Also, so schnell geht es nicht.
Da fragen diese Kinder vorher noch: “Schneemann, wo ist Oma?”
Ein weiterer beliebter Spruch ist: “Die Dinosaurier dachten auch, sie hätten Zeit.”
Also, meine lieben Kinder, wenn wir von Dinosauriern eines gelernt haben, dann, dass es egal ist, was wir tun. Es war nicht der Fleischkonsum des Velociraptors oder die unnötigen Inlandsflüge eines Pterodaktylus. Es war einfach vorbei.
Die Angst hinter dem Umweltschutz ist nicht der drohende
Weltuntergang. Sondern die Angst, den Weltuntergang einst nicht selber
verschuldet zu haben.
Nicht selber verschuldet haben zu werden.
Futur II.
Dafür geht niemand auf die Straße. Ich fordere statt “Fridays
for Future”, Freitage fürs Futur II.
Das kennen diese Kinder gar nicht, weil sie immerzu nur schwänzen. Das ist an sich nicht schlimm. Doch schwänzen, um zu demonstrieren? Gegen Abgase von Autos und die Abholzung der Wälder? Wir schwänzten, um sturzbesoffen auf dem Moped gegen einen
Baum zu fahren. Aber ich kritisiere nicht die Kinder, sondern wie sehr es Erwachsene
beklatschen.
Mir macht das Ganze eher Sorgen. Plötzliches Auftauchen von
Kindern, sei es nun in Horrorfilmen oder in der Kemenate, zeigt, dass irgendwas
schief laufen wird.
Der Einsatz von Kindern auf dem politischen Parkett war noch
nie ein Zeichen dafür, dass der Endsieg kurz bevor steht.