Kapitel 3
Sein oder nicht sein, das ist hier die Frage
„Ja wo isser denn? Ja wo isser denn?“ Da der Güllende Kaiser gewohnt war, alles was er sagte zu wiederholen, damit seine Bediensteten es verstanden, tat er es auch, wenn er mit Heino spielte.
Momentan versteckte sich Heino unter einem kleinen Beistelltisch. Wäre da nicht diese Eigenart, derentwegen er ganz eindeutig zur Gattung der Furzmullen gehörte, hätte ihn der Kaiser bestimmt nicht gesehen. Geschweige denn gerochen. So verlief das kleine Spielchen aber wie jeden Morgen, wenn Heino, nachdem Sepp der Küchenjunge ihm das kleine Frühstück serviert hatte, ins Schlafgemach schlich und mit einem großen Satz über das Bett sprang. Der Kaiser hörte ihn, der Kaiser roch ihn und Heino war glücklich.
„Schmeiß’ das blöde Vieh raus. Der Gestank is’ unerträglich.“ sagte die Güllende Kaiserin. Sie stand auf und öffnete das Fenster.
„Mach’as scheiß Fens’er zu!“ brüllte ihr Ehemann. „Heino erkält’ sich noch.“
Er beugte sich zu der Furzmulle herunter, hob das Tier ins Bett und flüsterte ihm ins Ohr „Soll ich dir ’s Märchen vom klein’ Bäuerlein erzähl’n?“ Heino quiekte vergnügt. Die Güllende Kaiserin wiederum verzog das Gesicht und verließ das Schlafgemach. Über ihr schwebte eine metaphorische Gewitterwolke.
„Nach eins, zwei Klaren hat se’ das wieder vergess’n.“ Der Güllende Kaiser zwinkerte Heino zu. „Also, es wa’ einma’ ein kleines Bäuerlein, das wollt’ unbedingt ’n T-Shirt ham. Doch der böse Scheißstädter sah das Bäuerlein nur an un’ sprach ‚Bäuerlein! Du weist ganz genau, daß T-Shirts nur von Männern getragen werden dürfen. Du aber bist ein Bäuerlein und muß diese Mao-Jacke tragen.“
Vorne grunzte Heino böse und hinten knatterte er aromatisch.
Der Güllende Kaiser fuhr fort „Da weinte das kleine Bäuerlein gar bitterlich. Es weinte so sehr, daß ihm eine güllige Fee erschien. Die Fee sprach ‚Kleines Bäuerlein, du weins’ so fürch’erlich. Ich werd’ dir ’nen Wunsch erfüll’n.’ Das kleine Bäuerlein strahlte seelig un’ sprach ‚Güllige Fee, ich hab’ ’nen Wunsch. Ich wünsch’ mir ’n T-Shirt.’ Die Fee blickte das kleine Bäuerlein erns’ an un’ entgegnete ‚Du bis’ ’n kleines Bäuerlein un’ darfs’ kein T-Shirt ham. Aber ich werde dir eine Subvention schenken, deren Verwendung du frei bestimmen darfst.’ Das kleine Bäuerlein schaute die Fee ungläubig an ‚Wirklich? Was muß ich dafür tun?’ ‚Aber ja. Du muß’ nur dreima’ sagen: Ich will, Ich will, Ich will’ sprach die Fee und verschwand mit ’nem leisen Pflupp. ‚Nun,’ überlegte das Bäuerlein ‚dann möchte’ ich mir ’n T-Shirt subventionieren lass’n’. Laut sprach es aus „Ich will, Ich will, ich will“ un’ seit dies’m Tag trug das kleine Bäuerlein subventionierte T-Shirts un’er der Mao-Jacke.“ Heino quiekte vor Freude, leckte seinem Kaiser die Nase und pupte leise vor sich hin.
Es klopfte an der Tür.
„Immer rein, wenn’s nich’ der Sensenmann is’.“ rief der Güllende Kaiser gutgelaunt und setzte Heino auf den Teppich neben dem Bett. Die Tür öffnete sich einen Spalt und ein Bediensteter lugte schüchtern herein.
„Herr Schuppenbauer [1] bittet um eine Audienz, Eure Exzellenz.“
„Herr Schuppenbauer bittet um eine Audienz, Eure Exzellenz.“ äffte der Güllende Kaiser seinen Untergebenen nach. „Der hat wohl bei’ ’n Scheißstädtern so geschwoll’n reden gelernt.“ raunte er Heino verschwörerisch zu.
Mit einer Handbewegung wies er dem Lakaien an, den Besucher hereinzulassen.
„Ah, Schuppenbauer, mein alter Vielosoff. Ah, Schuppenbauer, mein alter Vielosoff.“ begrüßte er im Bett sitzend seinen Gast. „Was mach’de Kuns’? Was mach’de Kuns’?“ Für den Güllenden Kaiser war alles, was nur im Entferntsten mit Saufen zu tun haben könnte von Grund auf begrüßenswert.
„Du brauchst Dich nicht zu wiederholen Eure Exzellenz. Ich bin keiner Deiner Lakaien. Nun, als Kunst würde ich mein Tun nicht bezeichnen“ sagte Schuppenbauer. „Eher als Gedankenarbeit. Dein Prekariat …“
„Mein Per… Pät… Präparat?“ Der Kaiser blickte seinen Philosophen verwirrt an. „Was is’ ’n Präparat?“
„Ein Präparat ist ein Objekt, das durch entsprechende Verfahren zur Anschauung, zu Lehrzwecken oder zur späteren Verwendung aufbereitet worden ist.“, erklärte der Denker.
„Un’ was hat das mit Deine Kuns’ zu tun?“
„Nichts, aber Du wolltest wissen, was ein Präparat ist.“
„Aber nu’ sach ma’, was is’n Prektat oder wie das heiß’?“ fragte der Güllende Kaiser.
„Prekariat – Deine Arbeiter, die Dir ausgeliefert sind.“
„Ach die. Nun, was ham die mit Deine Kuns’zu tun?“
„Dein Prekariat würde in eine Kakophonie des Gelächters verfallen…“
„Kackofoni – das is’ klasse, das muß ich mich merken.“ Der Güllende Kaiser brüllte vor lachen.
„Normalerweise braucht man mindestens zwei Personen um polyphon zu klingen, interessant, daß es nicht immer so sein muß.“ Schuppenbauer blickte den Güllenden Kaiser verwundert an. „Mit der Betonung hapert es noch etwas, aber für die Verwendung in Deinem Sinne durchaus annehmbar. Weswegen ich eigentlich gekommen bin, Du fragtest nach einem philosophischen Unterbau, auf dem Deine Herrschaft auch moralisch begründet ist.“
„So was hab’ ich gefragt?“ Der Güllende Kaiser rieb sich an der Nasenspitze.
„Ja, es klang nur anders. Etwa in der Art ‚Schuppenbauer, schreib’ ma’ was über mich.’ oder so ähnlich“ erwiderte der Philosoph.
„Ach das. Und was is’ Dir dazu eingefall’n?“ fragte der Kaiser.
„Gehst Du zum Dunghaufen, vergiß die Mistgabel nicht.“ Atze Schuppenbauer schaute seinen Gegenüber mit durchdringendem Blick an. Voller Bewunderung für seinen Hofphilosophen und mit Tränen in den Augen sagte der Güllende Kaiser mit zitternder Stimme „Boah eyh! Un’ auf so was kommt ma’, wenn ma’ Gedankenarbeit macht?“
„Auf so etwas und noch ganz andere Sachen. Ich merke, Dir gefällt der moralische Unterbau, auch wenn ich befürchte, die metaphysische Dimension wird Dir auf Ewig verborgen bleiben. Gehe ich recht in der Annahme, daß Du diese Maxime auf Deinem Banner tragen möchtest?“ fragte Schuppenbauer.
Momentan versteckte sich Heino unter einem kleinen Beistelltisch. Wäre da nicht diese Eigenart, derentwegen er ganz eindeutig zur Gattung der Furzmullen gehörte, hätte ihn der Kaiser bestimmt nicht gesehen. Geschweige denn gerochen. So verlief das kleine Spielchen aber wie jeden Morgen, wenn Heino, nachdem Sepp der Küchenjunge ihm das kleine Frühstück serviert hatte, ins Schlafgemach schlich und mit einem großen Satz über das Bett sprang. Der Kaiser hörte ihn, der Kaiser roch ihn und Heino war glücklich.
„Schmeiß’ das blöde Vieh raus. Der Gestank is’ unerträglich.“ sagte die Güllende Kaiserin. Sie stand auf und öffnete das Fenster.
„Mach’as scheiß Fens’er zu!“ brüllte ihr Ehemann. „Heino erkält’ sich noch.“
Er beugte sich zu der Furzmulle herunter, hob das Tier ins Bett und flüsterte ihm ins Ohr „Soll ich dir ’s Märchen vom klein’ Bäuerlein erzähl’n?“ Heino quiekte vergnügt. Die Güllende Kaiserin wiederum verzog das Gesicht und verließ das Schlafgemach. Über ihr schwebte eine metaphorische Gewitterwolke.
„Nach eins, zwei Klaren hat se’ das wieder vergess’n.“ Der Güllende Kaiser zwinkerte Heino zu. „Also, es wa’ einma’ ein kleines Bäuerlein, das wollt’ unbedingt ’n T-Shirt ham. Doch der böse Scheißstädter sah das Bäuerlein nur an un’ sprach ‚Bäuerlein! Du weist ganz genau, daß T-Shirts nur von Männern getragen werden dürfen. Du aber bist ein Bäuerlein und muß diese Mao-Jacke tragen.“
Vorne grunzte Heino böse und hinten knatterte er aromatisch.
Der Güllende Kaiser fuhr fort „Da weinte das kleine Bäuerlein gar bitterlich. Es weinte so sehr, daß ihm eine güllige Fee erschien. Die Fee sprach ‚Kleines Bäuerlein, du weins’ so fürch’erlich. Ich werd’ dir ’nen Wunsch erfüll’n.’ Das kleine Bäuerlein strahlte seelig un’ sprach ‚Güllige Fee, ich hab’ ’nen Wunsch. Ich wünsch’ mir ’n T-Shirt.’ Die Fee blickte das kleine Bäuerlein erns’ an un’ entgegnete ‚Du bis’ ’n kleines Bäuerlein un’ darfs’ kein T-Shirt ham. Aber ich werde dir eine Subvention schenken, deren Verwendung du frei bestimmen darfst.’ Das kleine Bäuerlein schaute die Fee ungläubig an ‚Wirklich? Was muß ich dafür tun?’ ‚Aber ja. Du muß’ nur dreima’ sagen: Ich will, Ich will, Ich will’ sprach die Fee und verschwand mit ’nem leisen Pflupp. ‚Nun,’ überlegte das Bäuerlein ‚dann möchte’ ich mir ’n T-Shirt subventionieren lass’n’. Laut sprach es aus „Ich will, Ich will, ich will“ un’ seit dies’m Tag trug das kleine Bäuerlein subventionierte T-Shirts un’er der Mao-Jacke.“ Heino quiekte vor Freude, leckte seinem Kaiser die Nase und pupte leise vor sich hin.
Es klopfte an der Tür.
„Immer rein, wenn’s nich’ der Sensenmann is’.“ rief der Güllende Kaiser gutgelaunt und setzte Heino auf den Teppich neben dem Bett. Die Tür öffnete sich einen Spalt und ein Bediensteter lugte schüchtern herein.
„Herr Schuppenbauer [1] bittet um eine Audienz, Eure Exzellenz.“
„Herr Schuppenbauer bittet um eine Audienz, Eure Exzellenz.“ äffte der Güllende Kaiser seinen Untergebenen nach. „Der hat wohl bei’ ’n Scheißstädtern so geschwoll’n reden gelernt.“ raunte er Heino verschwörerisch zu.
Mit einer Handbewegung wies er dem Lakaien an, den Besucher hereinzulassen.
„Ah, Schuppenbauer, mein alter Vielosoff. Ah, Schuppenbauer, mein alter Vielosoff.“ begrüßte er im Bett sitzend seinen Gast. „Was mach’de Kuns’? Was mach’de Kuns’?“ Für den Güllenden Kaiser war alles, was nur im Entferntsten mit Saufen zu tun haben könnte von Grund auf begrüßenswert.
„Du brauchst Dich nicht zu wiederholen Eure Exzellenz. Ich bin keiner Deiner Lakaien. Nun, als Kunst würde ich mein Tun nicht bezeichnen“ sagte Schuppenbauer. „Eher als Gedankenarbeit. Dein Prekariat …“
„Mein Per… Pät… Präparat?“ Der Kaiser blickte seinen Philosophen verwirrt an. „Was is’ ’n Präparat?“
„Ein Präparat ist ein Objekt, das durch entsprechende Verfahren zur Anschauung, zu Lehrzwecken oder zur späteren Verwendung aufbereitet worden ist.“, erklärte der Denker.
„Un’ was hat das mit Deine Kuns’ zu tun?“
„Nichts, aber Du wolltest wissen, was ein Präparat ist.“
„Aber nu’ sach ma’, was is’n Prektat oder wie das heiß’?“ fragte der Güllende Kaiser.
„Prekariat – Deine Arbeiter, die Dir ausgeliefert sind.“
„Ach die. Nun, was ham die mit Deine Kuns’zu tun?“
„Dein Prekariat würde in eine Kakophonie des Gelächters verfallen…“
„Kackofoni – das is’ klasse, das muß ich mich merken.“ Der Güllende Kaiser brüllte vor lachen.
„Normalerweise braucht man mindestens zwei Personen um polyphon zu klingen, interessant, daß es nicht immer so sein muß.“ Schuppenbauer blickte den Güllenden Kaiser verwundert an. „Mit der Betonung hapert es noch etwas, aber für die Verwendung in Deinem Sinne durchaus annehmbar. Weswegen ich eigentlich gekommen bin, Du fragtest nach einem philosophischen Unterbau, auf dem Deine Herrschaft auch moralisch begründet ist.“
„So was hab’ ich gefragt?“ Der Güllende Kaiser rieb sich an der Nasenspitze.
„Ja, es klang nur anders. Etwa in der Art ‚Schuppenbauer, schreib’ ma’ was über mich.’ oder so ähnlich“ erwiderte der Philosoph.
„Ach das. Und was is’ Dir dazu eingefall’n?“ fragte der Kaiser.
„Gehst Du zum Dunghaufen, vergiß die Mistgabel nicht.“ Atze Schuppenbauer schaute seinen Gegenüber mit durchdringendem Blick an. Voller Bewunderung für seinen Hofphilosophen und mit Tränen in den Augen sagte der Güllende Kaiser mit zitternder Stimme „Boah eyh! Un’ auf so was kommt ma’, wenn ma’ Gedankenarbeit macht?“
„Auf so etwas und noch ganz andere Sachen. Ich merke, Dir gefällt der moralische Unterbau, auch wenn ich befürchte, die metaphysische Dimension wird Dir auf Ewig verborgen bleiben. Gehe ich recht in der Annahme, daß Du diese Maxime auf Deinem Banner tragen möchtest?“ fragte Schuppenbauer.
„Aber sicher, mein Bes’er. Un’ wehe, einer vergiß’ die Mis’gabel.“
„Nun, dann darf ich Dir 150 Güllische Taler in Rechnung stellen.“ erwiderte der Philosoph.
„Das muß aber mäch’ig anstrengend sein, so ’ne Gedankenarbeit, bei soviel Geld. Ich geb’ Dich 50 Tale’ dafür.“
„Wir sind hier nicht auf dem Bauernmarkt und ich bin kein Marktschreier, Eure Exzellenz.“ Atze Schuppenbauer konnte recht unangenehm werden, wenn man nicht seiner Meinung war und vor allen Dingen, wenn man nicht seinen Forderungen nachkam.
„Wer wird’n gleich inne Luft geh’n, mein Lieber. 75 Tale’, mein letz’es Wort.“
„Nun, darauf könnten wir uns einigen, Eure Exzellenz. Ich müßte dann aber den moralischen Unterbau noch etwas modifizieren.“ Der Philosoph hatte wieder diesen durchdringenden Blick.
„Prima. Un’ was is’ das für ’ne Mofibizierung?“ Fremdworte waren eindeutig nicht die Stärke des Güllenden Kaisers.
„Gehst Du zum Güllenden Kaiser, vergiß die Mistgabel nicht. Und wenn Du da bist, stecke sie ihm in den Hintern.“
„Frechheit! Wen glaubs’u vor Dich zu ham? Hein Doof?“
„Bisweilen ja.“ Atze Schuppenbauer, der große güllianische Philosoph, kam langsam in Schwung. Hätte er geahnt, was auf ihn zukommt, er hätte diesen Schwung genutzt, um so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.
„Wache! Wache!“ In reinstem Falsett rief der Güllende Kaiser die Hofgarde.
Die Tür zum Schlafgemach flog auf und acht mit Mistgabeln und Frischwasserwerfern bewaffnete Leibgardisten stürmten den Raum.
Heino saß unter dem Beistelltisch und knatterte böse vor sich hin.
„Nehmt den Mis’kerl fes’ und werft ihn in’en tiefs’en Kerker den ihr finden könnt“ befahl ihr Herrscher. Vor lauter Aufregung vergas er seinen Untergebenen den Befehl zweimal zu erteilen. Die Leibgardisten blieben stehen und blickten sich verwundert um. Kein Gardist hatte jemals gehört, daß der Güllende Kaiser sich nicht wiederholt hätte. Ein einmal ausgesprochener Befehl war kein Befehl.
Atze Schuppenbauer begriff sofort und nutzte seine Chance. Er beschleunigte aus dem Stand auf Höchstgeschwindigkeit, duckte sich ab, rollte zur Seite, stieß mit dem Beistelltisch zusammen, sprang auf, stürmte nach vorne und prallte mit der Tür zusammen, die sich durch einen Luftzug ebenfalls in Bewegung gesetzt hatte und ins Schloß fiel.
Als Atze Schuppenbauer mit brummendem Schädel erwachte, hörte er die gedämpfte Stimme des Güllenden Kaisers, offenbar war er in ein Selbstgespräch verwickelt. Außer Atem und immer wieder tief Luft holend sagte er „Alles muß ma’ selber mach’n. Die Miß’kerle von’e Wache sin’ zu doof Befehlen zu gehorchen.“ Er fluchte leise vor sich hin. „Vielosoff, pffff. Für was brauch’ ma’ Vielosoffie, wenn einem die Sophie schon genug is’? Ich hätt’ nie gedach’, daß so ’n Vielosoff so schwer is’. Muß am vielen Saufen liegen.“
Dem Philosoph dämmerte langsam, in welcher Situation er sich befand.
„Eure Exzellenz, laß mich hier raus. Wer glaubst Du bin ich, daß Du dies mit mir machen kannst?“
„Wer Du bis’?“ blaffte der Güllende Kaiser zurück. „Der Depp, der hiä verrott’n kann, bis de R’tt’n alles von ihm aufgefr’ss’n ham.“
Bevor der Gefangene antworten konnte, kam ein Wächter die Treppe heruntergerannt und rief dem Güllenden Kaiser zu „Eure Ex’llenz! Heino is’ verschwun’e’!“
Wie vom Donner gerührt blieb Gallus Kevin III stehen. Mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen starrte er seinen Gegenüber an. Er zitterte am ganzen Körper, als er stammelte „Wwas verschwun’e’? Heineieieiei, wie konnt’daspassier’n?“ Er verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiß der Augäpfel zu sehen war, dann sackte er auf die Knie und fing an herzzerreißend zu schreien.
Als er wieder aufblickte und den Gefangenen aus blutunterlaufenen Augen ansah, schrie er diesen, wie immer, wenn er aufgeregt war, auf Flachgüllisch [2] an „Da’ ’s’ dein’ Schul’ du A’schlo’’. Nu’ weil ’u mir um mich Gel’ betrü’’n woll’’s’ is’ Heino je’z’ wech.“ Der Güllende Kaiser geriet immer mehr in Rage und sein Flachgüllisch wurde immer flacher. „I’’ we’’’ dein’’ v’’dam’’’’n A’’’’ au’ ’’n v’’da’’’’n Gr’’l se’z’n da’’t ’u m’’ks’ w’s ’s heis’ z’ lei’’n ’’ ’’ö’’’ ’’’’’’o’’. ’’’ ’’’’’’ ’’ ’’’’’’ ’’’’’’’’’’’’ ’’’’’’’ ’’’’’’!“
Atze Schuppenbauer, der Flachgüllisch zumindest so gut verstand, daß er die letzten Worte erahnen konnte, erwiderte „Siehst Du, mein Bester. Unrecht gut gedeihet nicht.“ Er war wieder in seinem Element.
„Was labers’ Du da für’n Scheiß. Wills’u mir veräppeln? Das solltes’u Dich aber gründlich überleg’n.“ Gallus Kevin III verlies das Terrain des Flachgüllischen so schnell, wie er es betreten hatte.
„Dieses Zitat stammt nicht von mir. Es wird einem alten König zugeschrieben, der noch viele andere Dinge gemacht haben soll. Zum Beispiel soll er einmal befohlen haben, ein Baby mit dem Schwert zu zerteilen, damit die zwei Frauen, die beide behaupteten die Mutter zu sein, je eine Hälfte haben konnten.“
„Ach, un’ der Kerl will jetz’ mein Heino zerhacken oder was?“ Der Güllende Kaiser wurde immer blasser.
„Aber nein. Es ist ein Zitat. Zitate verwendet man, wenn sie zu einer aktuellen Situation – also zu etwas, das momentan – also in diesem Augenblick passiert – passen. Du hast mich zu unrecht in den Kerker geworfen und nun hast Du als Strafe Deine Furzmulle verloren.“ Langsam lichtete sich der mentale Nebel im Kopf des Philosophen.
„Un’ was meins’u, soll ich jetz’ mach’n?“
„Ah, Dir ist an meinem Rat gelegen?“
„Ja.“
„Nun, lasse mich frei und gib mir meine 150 Taler. Damit hättest Du das mir angetane Unrecht wieder gutgemacht. Wenn der alte König, ich glaube er hieß Schlomi oder Solmon oder so ähnlich, recht hatte, wird Heino wieder auftauchen.“
„Du meins’, ich soll Dir nich’ verhungern lassen un’ nich’ von’en R’tt’n auffr’ssen lass’n un’ Heino kommt zurück?“
„Ja, bestimmt.“ Hoffnung keimte in ihm auf.
„Verarsch’ mich nich’, sons’ reiß ich Dich jeden Fingernagel einzel’ raus.“
“Du solltest mal an Deinen Pronomen arbeiten. Aber nein, laß mich frei, gib mir mein Geld und Heino wird freikommen. Wenn Du willst, werde ich auch König Schlomi aufsuchen und ihn befragen.“ Poker war ein sehr spannendes Spiel, wenn man wußte, wie es funktionierte. Atze Schuppenbauer spürte wieder dieses prickelnde Gefühl in den Fingerspitzen.
„Also gut. Nimm Dein scheiß Geld un’ sieh zu, daß Heino wieder auftaucht.“
„Eines noch, Eure Exzellenz. Soweit ich weiß, wohnt König Solmon recht weit weg. Wie wäre es mit einer kleinen Reisekasse und etwas Proviant. Schließlich war es Dein Unrecht, das Heino hat verschwinden lassen.“ Poker war wahrlich ein spannendes Spiel, besonders, wenn man die besseren Karten hatte.
„Auch das. Hier, nimm das hier und laß’ Dich in’er Küche mit Prosi… Privo…. Promi… mit Brot und Käse versorgen. Und wehe Du nimmst ’nen Krug Holgis heftiges Hefebier mit.“ Der Güllende Kaiser stieß den immer noch wartenden Wachmann zur Seite und stapfte davon. Über die Schulter hinweg schnaubte er „Wenn’u in eine’ Woche nich’ wider da bis’, laß ich Dich wieder einkerkern.“ Eine Tür quietschte, knallte ins Schloß und hinterließ nach dem Verklingen des Echos einen stöhnenden Wachmann und einen schmunzelnden Philosophen.
„Nun, dann darf ich Dir 150 Güllische Taler in Rechnung stellen.“ erwiderte der Philosoph.
„Das muß aber mäch’ig anstrengend sein, so ’ne Gedankenarbeit, bei soviel Geld. Ich geb’ Dich 50 Tale’ dafür.“
„Wir sind hier nicht auf dem Bauernmarkt und ich bin kein Marktschreier, Eure Exzellenz.“ Atze Schuppenbauer konnte recht unangenehm werden, wenn man nicht seiner Meinung war und vor allen Dingen, wenn man nicht seinen Forderungen nachkam.
„Wer wird’n gleich inne Luft geh’n, mein Lieber. 75 Tale’, mein letz’es Wort.“
„Nun, darauf könnten wir uns einigen, Eure Exzellenz. Ich müßte dann aber den moralischen Unterbau noch etwas modifizieren.“ Der Philosoph hatte wieder diesen durchdringenden Blick.
„Prima. Un’ was is’ das für ’ne Mofibizierung?“ Fremdworte waren eindeutig nicht die Stärke des Güllenden Kaisers.
„Gehst Du zum Güllenden Kaiser, vergiß die Mistgabel nicht. Und wenn Du da bist, stecke sie ihm in den Hintern.“
„Frechheit! Wen glaubs’u vor Dich zu ham? Hein Doof?“
„Bisweilen ja.“ Atze Schuppenbauer, der große güllianische Philosoph, kam langsam in Schwung. Hätte er geahnt, was auf ihn zukommt, er hätte diesen Schwung genutzt, um so schnell wie möglich von hier zu verschwinden.
„Wache! Wache!“ In reinstem Falsett rief der Güllende Kaiser die Hofgarde.
Die Tür zum Schlafgemach flog auf und acht mit Mistgabeln und Frischwasserwerfern bewaffnete Leibgardisten stürmten den Raum.
Heino saß unter dem Beistelltisch und knatterte böse vor sich hin.
„Nehmt den Mis’kerl fes’ und werft ihn in’en tiefs’en Kerker den ihr finden könnt“ befahl ihr Herrscher. Vor lauter Aufregung vergas er seinen Untergebenen den Befehl zweimal zu erteilen. Die Leibgardisten blieben stehen und blickten sich verwundert um. Kein Gardist hatte jemals gehört, daß der Güllende Kaiser sich nicht wiederholt hätte. Ein einmal ausgesprochener Befehl war kein Befehl.
Atze Schuppenbauer begriff sofort und nutzte seine Chance. Er beschleunigte aus dem Stand auf Höchstgeschwindigkeit, duckte sich ab, rollte zur Seite, stieß mit dem Beistelltisch zusammen, sprang auf, stürmte nach vorne und prallte mit der Tür zusammen, die sich durch einen Luftzug ebenfalls in Bewegung gesetzt hatte und ins Schloß fiel.
Als Atze Schuppenbauer mit brummendem Schädel erwachte, hörte er die gedämpfte Stimme des Güllenden Kaisers, offenbar war er in ein Selbstgespräch verwickelt. Außer Atem und immer wieder tief Luft holend sagte er „Alles muß ma’ selber mach’n. Die Miß’kerle von’e Wache sin’ zu doof Befehlen zu gehorchen.“ Er fluchte leise vor sich hin. „Vielosoff, pffff. Für was brauch’ ma’ Vielosoffie, wenn einem die Sophie schon genug is’? Ich hätt’ nie gedach’, daß so ’n Vielosoff so schwer is’. Muß am vielen Saufen liegen.“
Dem Philosoph dämmerte langsam, in welcher Situation er sich befand.
„Eure Exzellenz, laß mich hier raus. Wer glaubst Du bin ich, daß Du dies mit mir machen kannst?“
„Wer Du bis’?“ blaffte der Güllende Kaiser zurück. „Der Depp, der hiä verrott’n kann, bis de R’tt’n alles von ihm aufgefr’ss’n ham.“
Bevor der Gefangene antworten konnte, kam ein Wächter die Treppe heruntergerannt und rief dem Güllenden Kaiser zu „Eure Ex’llenz! Heino is’ verschwun’e’!“
Wie vom Donner gerührt blieb Gallus Kevin III stehen. Mit offenem Mund und weit aufgerissenen Augen starrte er seinen Gegenüber an. Er zitterte am ganzen Körper, als er stammelte „Wwas verschwun’e’? Heineieieiei, wie konnt’daspassier’n?“ Er verdrehte die Augen, bis nur noch das Weiß der Augäpfel zu sehen war, dann sackte er auf die Knie und fing an herzzerreißend zu schreien.
Als er wieder aufblickte und den Gefangenen aus blutunterlaufenen Augen ansah, schrie er diesen, wie immer, wenn er aufgeregt war, auf Flachgüllisch [2] an „Da’ ’s’ dein’ Schul’ du A’schlo’’. Nu’ weil ’u mir um mich Gel’ betrü’’n woll’’s’ is’ Heino je’z’ wech.“ Der Güllende Kaiser geriet immer mehr in Rage und sein Flachgüllisch wurde immer flacher. „I’’ we’’’ dein’’ v’’dam’’’’n A’’’’ au’ ’’n v’’da’’’’n Gr’’l se’z’n da’’t ’u m’’ks’ w’s ’s heis’ z’ lei’’n ’’ ’’ö’’’ ’’’’’’o’’. ’’’ ’’’’’’ ’’ ’’’’’’ ’’’’’’’’’’’’ ’’’’’’’ ’’’’’’!“
Atze Schuppenbauer, der Flachgüllisch zumindest so gut verstand, daß er die letzten Worte erahnen konnte, erwiderte „Siehst Du, mein Bester. Unrecht gut gedeihet nicht.“ Er war wieder in seinem Element.
„Was labers’ Du da für’n Scheiß. Wills’u mir veräppeln? Das solltes’u Dich aber gründlich überleg’n.“ Gallus Kevin III verlies das Terrain des Flachgüllischen so schnell, wie er es betreten hatte.
„Dieses Zitat stammt nicht von mir. Es wird einem alten König zugeschrieben, der noch viele andere Dinge gemacht haben soll. Zum Beispiel soll er einmal befohlen haben, ein Baby mit dem Schwert zu zerteilen, damit die zwei Frauen, die beide behaupteten die Mutter zu sein, je eine Hälfte haben konnten.“
„Ach, un’ der Kerl will jetz’ mein Heino zerhacken oder was?“ Der Güllende Kaiser wurde immer blasser.
„Aber nein. Es ist ein Zitat. Zitate verwendet man, wenn sie zu einer aktuellen Situation – also zu etwas, das momentan – also in diesem Augenblick passiert – passen. Du hast mich zu unrecht in den Kerker geworfen und nun hast Du als Strafe Deine Furzmulle verloren.“ Langsam lichtete sich der mentale Nebel im Kopf des Philosophen.
„Un’ was meins’u, soll ich jetz’ mach’n?“
„Ah, Dir ist an meinem Rat gelegen?“
„Ja.“
„Nun, lasse mich frei und gib mir meine 150 Taler. Damit hättest Du das mir angetane Unrecht wieder gutgemacht. Wenn der alte König, ich glaube er hieß Schlomi oder Solmon oder so ähnlich, recht hatte, wird Heino wieder auftauchen.“
„Du meins’, ich soll Dir nich’ verhungern lassen un’ nich’ von’en R’tt’n auffr’ssen lass’n un’ Heino kommt zurück?“
„Ja, bestimmt.“ Hoffnung keimte in ihm auf.
„Verarsch’ mich nich’, sons’ reiß ich Dich jeden Fingernagel einzel’ raus.“
“Du solltest mal an Deinen Pronomen arbeiten. Aber nein, laß mich frei, gib mir mein Geld und Heino wird freikommen. Wenn Du willst, werde ich auch König Schlomi aufsuchen und ihn befragen.“ Poker war ein sehr spannendes Spiel, wenn man wußte, wie es funktionierte. Atze Schuppenbauer spürte wieder dieses prickelnde Gefühl in den Fingerspitzen.
„Also gut. Nimm Dein scheiß Geld un’ sieh zu, daß Heino wieder auftaucht.“
„Eines noch, Eure Exzellenz. Soweit ich weiß, wohnt König Solmon recht weit weg. Wie wäre es mit einer kleinen Reisekasse und etwas Proviant. Schließlich war es Dein Unrecht, das Heino hat verschwinden lassen.“ Poker war wahrlich ein spannendes Spiel, besonders, wenn man die besseren Karten hatte.
„Auch das. Hier, nimm das hier und laß’ Dich in’er Küche mit Prosi… Privo…. Promi… mit Brot und Käse versorgen. Und wehe Du nimmst ’nen Krug Holgis heftiges Hefebier mit.“ Der Güllende Kaiser stieß den immer noch wartenden Wachmann zur Seite und stapfte davon. Über die Schulter hinweg schnaubte er „Wenn’u in eine’ Woche nich’ wider da bis’, laß ich Dich wieder einkerkern.“ Eine Tür quietschte, knallte ins Schloß und hinterließ nach dem Verklingen des Echos einen stöhnenden Wachmann und einen schmunzelnden Philosophen.
[1] Atze Schuppenbauer war der größte Philosoph auf Gülle. Seine Analysen des Seins und des Scheins fielen beim Güllenden Kaiser nicht immer auf fruchtbaren Boden. Dabei waren seine Ansichten von Männer und Frauen recht einfacher Natur. Männer und Frauen konnten nicht miteinander, außer vielleicht für eine knappe Stunde, was zum Götterzeugen durchaus ausreichend war. Ansonsten existierte die Welt eigentlich nur, weil sie gedacht wurde. Dieser Umstand machte auch das Leben mit Frauen einfacher. Man dachte nicht an sie und schon hatte man keine Probleme mit ihnen. Hier versagte ebenfalls die Vorstellungskraft des Güllenden Kaisers und später einmal wird ein anderer großer Philosoph seine Existenz mit einer Anomalie im Raum-Zeit-Gefüge zu erklären versuchen. [zurück]
[2] Flachgüllisch war nicht mehr weit verbreitet auf Gülle. Es wurde eigentlich nur noch von sehr alten Festmistumschichtern gesprochen, die immer mehr vereinsamten, da keine anderer sie verstand. Das wirklich flache Flachgüllisch bestand eigentlich nur noch aus Apostrophen. [zurück]